Chronik


Recht vergilbt und abgegriffen sieht das erste Blatt der Chronik des Schützenvereines Holzheim e. V. aus, das die Gründung eines "Zimmerstutzenvereins, heute den 25. September 1904" belegt. Wer den Verein damals führte, wurde säuberlich festgehalten.: Als 1. Vorstand wurde Lorenz Durst gewählt und Michael Bischof zu seinem Stellvertreter. Die Schützenmeister hießen Xaver Wegele und Xaver Deutschenbauer, der Schriftführer Engelbert Offenwanger, die Beisitzer Xaver Kloo und Wilhelm Eberle und schließlich war Martin Leiner der damaligen Vereinsdiener. Der Verein umfaßte im Gründungsjahr 36 Mitglieder.
 
Vor dem I. Weltkrieg waren Preisschießen und Theateraufführungen gleichbedeutende Ereignisse im Vereinsleben. 1914 wurde noch das 10jährige Stiftungsfest begangen. Der I. Weltkrieg unterbrach jäh jegliche Aktivität im Verein. So kann man in der Chronik nachlesen, daß 14 Mitglieder in das Feld geschickt wurden, wobei bei sieben Mitgliedern der Vermerk stand "zurückgekehrt in die Heimat" und bei den anderen "gefallen".
 
Erst 1920 wurde wieder eine Generalversammlung abgehalten, jüngere Mitglieder übernahmen die Führung, und der Verein blühte wieder auf. Im Protokollbuch sind umfassende Berichte über gekonnte Theateraufführungen unter August Eggle aufgeführt, wie "Der Glockenguß zu Breslau", vielfache Schießwettbewerbe, intern und mit den Freunden des Rothtalgaues, dem man sich zwischenzeitlich angeschlossen hatte.
 
Hervorzuheben sind die Gaufeste der Schützen, bei denen die Holzheimer nie fehlten. 1923 richtete man selbst das erste Gaufest in Florian Langs Garten aus. Das 20. Stiftungsfest im Jahr 1924 war ein ebenso großer Erfolg für den Verein, wie die Teilnahme an den Gruppenschießen, sei es 1926 in Senden, 1927 in Neu-Ulm, oder gar 1928, als die Holzheimer nach Augsburg zu den Wettkämpfen reisten. Franz Botzenhard, Leonhard Steidle, Rudolf Eckle sind Namen, die man oft in den Siegerlisten dieser Jahre fand.
 
Weiterer Höhepunkt der Vereinsgeschichte ist die 1930 von Pfarrer Josef Fuchs zelebrierte Fahnenweihe, welcher der damalige Schriftführer Franz Glogger allein sieben Seiten Protokollbuch widmete. Es war zweifellos das größte Fest, das bis dahin in Holzheim je stattgefunden hatte. Als Patenverein stand der Schützenverein "Pfeil" Vöhringen den Holzheimern bei. Als Fahnenträger fungierte Xaver Wegele, der dieses Amt 22 Jahre ausübte.
 
In den Jahren 1930 bis 1933 blieb der Schützenverein Holzheim nicht unverschont von den sich abzeichnenden politischen Wirren. Doch auch in den folgenden Jahren, jetzt gezwungenermaßen unter dem unheilvollen Leitspruch "Üb Aug´ und Hand fürs Vaterland", erlosch die Vereinstätigkeit nicht. Magerer sind die Aufzeichnungen, doch die regelmäßigen Übungsabende, die traditionellen Feiern und Versammlungen wurden abgehalten. Theateraufführungen brachten nach wie vor gerngesehene Abwechslung in den dörflichen Alltag. 1939 wurde noch eine Schützenkette angeschafft, die bis heute Jahr für Jahr neu zu erkämpfen ist.
 
Dann kam der II. Weltkrieg. Sehr viele Schützen wurden eingezogen, so daß im Winter 1939/40 "infolge der großen Kälte und der kleinen Zahl der Schützen" der Übungsbetrieb eingestellt wurde. "Durch die Verschärfung des Krieges wurde eine weitere sportliche sowie kameradschaftliche Betätigung des Schützenvereines unmöglich gemacht." heißt es lapidar im Protokollbuch von 1941 -45. Schlimmer war aber der Tod von sechs Mitgliedern, die der II. Weltkrieg aus den Reihen des Schützenvereines forderte.
 
Erst am 17. Juni 1950 erfolgte die Wiedergründung des Schützenvereines im Lokal Schreiber, wo sich spontan 24 Mitglieder in die aufgelegte Liste eintrugen und Rudolf Eckle zum 1. Vorstand gewählt wurde. Die Mitgliederzahl wuchs noch im selben Jahr auf 71 an. Sofort nach erteilten Genehmigung nahm man mit Begeisterung den sportlichen Wettkampf wieder auf, und schon bald beteiligten sich die Holzheimer Schützen wieder an örtlichen und überörtlichen Veranstaltungen.
 
Das 50jährige Vereinsjubiläum von 1954 im Garten von Johann Geyer gelang vorzüglich. Viele Schützen aus nah und fern waren in die Gemeinde gekommen, um sich sportlich zu messen. Viele Gegenbesuche wurden in den fünfziger Jahren von den Schützen und Schützenlieseln wahrgenommen, was der Kameradschaft sehr dienlich war, aber auch manchen Preis einbrachte. Patenschaften wurden bei den Schützenvereinen aus Kadeltshofen, Pfaffenhofen und Altheim/Weihung übernommen.
 
Einem neuen Aspekt öffnete sich der Schützenverein Holzheim, als er 1962 auf Initiative von Josef Wegele und Josef Ade, eine Musikkapelle, die Schützenkapelle Holzheim, als selbständige Abteilung ins Leben rief. Fast parallel mit dem musikalischen Aufschwung der Kapelle ging auch im Schießsport unter dem 1. Vorsitzenden Anton Eckle ein leistungsmäßiger Ruck nach vorn. Ausgangspunkt war das 60jährige Vereinsjubiläum 1964, bei dem sich zahlreiche Schützen maßen.
 
Der Eintritt vieler aktiver junger Schützen beengte in den folgenden Jahren die Schützen in ihren Übungsmöglichkeiten. Nachdem sich der Bau eines eigenen Schützenheimes auf dem Gelände der "Froschlach" zerschlug, ging man daran, das Dachgeschoß im Vereinslokal Schreiber auszubauen. In mühevoller Kleinarbeit entstand ein sehenswertes Kleinod, das allgemeine Anerkennung fand. Stellvertretend für alle Funktionäre sei Konrad Hiller genannt, der, wie andere, viele Stunden Freizeit für den Ausbau und die Gestaltung dieses Heimes opferte. Bessere Übungsmöglichkeiten brachten bessere Leistungen und förderten die Kameradschaft.
 
Bereits 1969 wurde man über die Gau-Grenzen hinaus auf die Holzheimer Schützen aufmerksam. 1970 schafften die Holzheimer Luftpistolen-Junioren die Bayerische Vizemeisterschaft, 1971 errang man einige Bezirksmeisterschaften. Hans und Wilhelm Hiller wurden in die Bayernauswahl berufen, wo sie Länderkämpfe zu bestreiten hatten. 1973 gewannen, trotz schärfster Konkurrenz, die drei Hillers, Hans, Wilhelm und Hermann, in der Juniorenklasse die Bayerische Meisterschaft. Dies berechtigte wiederum zur Teilnahme an den Deutschen Sportschützenmeisterschaften in Wiesbaden. Die "Holzheimer Buben" schafften das Unglaubliche, die Deutsche Meisterschaft im Luftpistolenschießen der Junioren. Wilhelm Hiller wurde in die Junioren-Nationalmannschaft berufen. Er und Hermann Hiller nahmen am Qualifikationsschießen zur Europameisterschaft teil. Beim Länderkampf Schweden - Deutschland in Göteborg war Wilhelm Hiller bester Deutscher, und bei der Europameisterschaft in Veiyle, Dänemark belegte er mit der Mannschaft den 5. Rang, in der Einzelwertung den 24. Rang. 1974 erkämpfte sich das Holzheimer Team (Hiller Wilhelm, Schweigart Alois, Hiller Hermann) nochmals die Deutsche Vizemeisterschaft in Ludwigsburg. Auch 1975 nahmen Holzheimer Schützen an der Deutschen Meisterschaft teil, Alois Schweigart wurde 3..
 
Nach dem Tod von Martin Schreiber im Jahre 1978 war der Schießbetrieb in dem ansonsten unbewohnten Gasthaus Schreiber zeitweise so stark beeinträchtigt, daß die Schießabende in das Finninger Schützenheim verlegt werden mußten. Obwohl dies nur kurze Zeit dauerte, war es doch der Anlaß, zusammen mit der Gemeinde die Planung eines Schützen- und Musikerheimes beim Sportplatz zu beginnen.
 
Neben den Problemen mit dem Vereinslokal waren gleichzeitig auch die Vorbereitungen für das 75jährige Gründungsjubiläum im Jahr 1979 zu bewältigen. Das wunderschöne Wetter war dann an Pfingsten Ausgangspunkt für ein gelungenes Fest im Bierzelt bei der Schule.
 
In den nächsten Jahren war die Planung eines neuen Schützenheimes das zentrale Thema. Mehrere Pläne wurden verworfen. So wurde der Bau eines zentralen Sportzentrums beim Sportplatz zu den Akten gelegt, die Aufstellung eines gebrauchten Pavillons durch die Gemeinde verworfen, und schließlich scheiterte die gemeinsame Bauabsicht von Radfahrverein, Schützenkapelle und Schützenverein bei der Schule an der Grundstücksfrage.
 
Eine Lösung zeichnete sich endlich ab, als von der Gemeinde 1983 ein Grundstück am östlichen Rand des neuen Sportplatzes angeboten wurde. Dies war für den Schützenverein das Signal, die Vorstellung vom eigenen Schützenheim zu verwirklichen. Nach der Zusage an die Gemeinde entstand im folgenden Jahr unter der Regie des 1. Vorstandes Hans Hiller ein Bauplan mit 27 Schießständen und 1600 Kubikmeter umbautem Raum.
 
Während einer rekordverdächtigen Bauzeit zwischen Mai 1985 und August 1986 wurden über 12.000 freiwillige Arbeitsstunden geleistet, von denen allein über 1.500 auf das Konto von Konrad Hiller gingen.
 
1989 wurde der Ausbau des Dachgeschoßes im Schützenheim als Proberaum für die Schützenkapelle diskutiert, die Entscheidung fiel aber zugunsten eines Anbaues unter der Schirmherrschaft der Gemeinde Holzheim. Das Dachgeschoß wurde daher für die Zwecke des Schützenvereines ausgebaut, und die Anzahl der Schießstände wurde auf 27 erweitert.
 
Das Trainingsangebot war damit optimal und zeigte langsam auch Wirkung im sportlichen Bereich: Die 1. Luftgewehrmannschaft stieg in die Bezirksliga auf, und die 1. Luftpistolenmannschaft ging in das 20. Jahr ununterbrochener Zugehörigkeit zur damals zweithöchsten Wettkampfklasse, der Bezirksoberliga. Von den Einzelschützen waren wieder Teilnehmer bei den Schwäbischen und Bayerischen Meisterschaften zu finden.
 
Nach dem Bau des Schützenheimes war auch wieder die Konzentration auf das Vereinsleben möglich. Die Freundschaftsschießen und das jährliche Christbaumschießen wurden fortgeführt. Ein Erlebnis für die Jugend waren die Wochenenden auf der Oberen Bichler Alm im Allgäu und zum Jedermannschießen, 1991 erstmalig durchgeführt, kamen über 300 Freizeitschützen aus dem Gemeindebereich in das Schützenheim. Unvergessen ist die Teilnahme bei Faschingsumzügen mit dem Hexenrad und der Hexengruppe in den 90er Jahren in Burlafingen und Weißenhorn.
 
Mit der Einweihung des Mehrzweckraumes der Schützenkapelle in Jahr 1993 fanden jahrelange Erweiterungspläne des Schützenheims ihren Abschluss. Nach der räumlichen Zusammenlegung von Schützen und Musikern war das gemeinsame Jubiläum "90 Jahre Schützenverein und 30 Jahre Schützenkapelle" im Jahr 1994 eine Fortsetzung des gemeinsamen Vereinslebens. Mit dem Jubiläum verbunden war das Gauschießen, dessen Ausrichtung der Schützenverein Holzheim erstmalig vom Gau Unterrothtal übernommen hatte. Im Festzelt bei der Schule sorgten eine reibungslose Organisation und musikalische Höhepunkte für ein gelungenes Jubiläum, wobei leider der Umzug der Vereine bei nasskaltem und stürmischem Wetter abgesagt werden musste.
 
In sportlicher Hinsicht gab es in den folgenden Jahren regelmäßige Erfolge auf Gau- und Bezirksbene. Immer wieder belegten die Holzheimer Mannschaften erste Plätze im Gau-Rundenwettkampf bei der Gaumeisterschaft und bei den Gauschießen. Zwar musste die Luftpistolenmannschaft nach über zwei Jahrzehnten aus der Bezirksliga absteigen, schaffte aber 1997 den Aufstieg in die Verbandsliga, der damals 3. höchsten Klasse.
 
Seit der Wintersaison 2003/2004 wird bei den Holzheimer Schützen nun ein dritter Königstitel herausgeschossen. Eine von Konrad Hiller, Hans Hiller und Rudolf Giertler gespendete Luftpistolenkette kann jetzt Jahr für Jahr neu erkämpft werden. Der erste Luftpistolenkönig heißt Karlheinz Wetzel. Die Königskette und die Jugendkönigskettte wurden im Jahre 2003, nachdem sie in den letzten Jahren sehr an Ausmaß dazubekommen hatten, gründlich restauriert, sodaß sie wieder in einem neuen Glanz erstrahlen.

Das Jahr 2004 stand dann ganz im Zeichen des Doppeljubiläums "100 Jahre Schützenverein und 40 Jahre" Schützenkapelle. Den Auftakt zu den Festlichkeiten machte ein feierlicher Festakt in der Schulsporthalle. Dannach ging es zum großen Festzelt nebenan auf der Schulwiese. Vier Tage sollte gefeiert werden. Am Donnerstag - Fronleichnam - endete die Fronleichnamsprozession im Festzelt, indem am Nachmittag auch die Preisverleihung, des von den Holzheimer Schützen durchgeführten Gauschießens stattfand. Am Freitag gab es ein Partyrock-Abend. Höhepunkt war zweifellos der große Festumzug am Sonntag, mit über 1000 Mitwirkenden. Es war ein rundum gelungenes Fest. Das Wetter spielte mit und es war eine grandiose Stimmung im immer gut gefüllten Festzelt.

Ende 2008 war ein schwerer Schlag für den Schützenverein. Unser langjähriger Sportleiter und Mannschaftführer Melchior Hiller erlag nach langem Kampf seiner Krebserkrankung. Als erfolgreicher Luftpistolenschütze, und weithin angesehenes und beliebtes - nicht nur in sportlicher Hinsicht - Aushängeschild des Schützenverein Holzheim, hinterließ beim Verein eine große Lücke.

Auf Gauebene tat sich 2010 was. Der Gau Unterrothtal fusioniert mit dem Gau Neu-Ulm/Iller zum Gau Neu-Ulm und hat nun 23 Mitgliedervereine.

Eine Neuerung gibt es im Faschingskalender. Seit 2010 veranstalten die Schützenkapelle und der Schützenverein, anstatt des Balles, den KKK-Nachmittag, den "Kiachla-Krapfa-Kranzes-Nachmittag". Dabei werden die Holzheimer und Neuhausener mit einem Gaudiwurm ins gemeinsame Vereinsheim geführt.

Einen weiteren schweren Schlag gab es dann 2011, als der amtierende Schützenkönig Hermann Graf, ebenfalls an Krebs verstarb.

Etwas Besonderes hatten die Schützen 2012 bei ihrem jährlichen Ausflug vor. Es ging für vier Tage in die Bundeshauptstadt Berlin. Ein besonderer Programmpunkt dieses Ausfluges durfte hierbei die Besichtigung des Deutschen Bundestages gewesen sein.

Nun besteht der Schützenverein Holzheim 1904 e.V. schon seit 110 Jahren und hat ca. 300 Mitglieder. Und wir schauen zuversichtlich in die Zukunft. Aus sportlicher Sicht ist der Schützenverein sehr gut aufgestellt. Mit zwei Luftgewehr-, zwei Luftpistolen, zwei Aufgelegt und einer Jugendmannschaft gehen sieben Holzeimer Mannschaften auf Punktejagd. Aktuell behauptet sich die 1. Luftgewehrmannschaft sehr gut in der Gauoberliga. Das sportliche Aushängeschild, unsere "zweite" Luftpistolenmannschaft ist in der Bezirksliga ganz vorne dabei. Auch unsere Senioren sind sehr aktiv und sind mit zweit Auflagebock-Mannschaften im Gau unterwegs. Nebenei ist der Schützenverein Holzheim auch im und ums Dorf aktiv. So wird beispielsweise regelmäßig an der Dorfolympiade, dem Volksradfahren, natürlich dem Dorffest, wie auch am Marktlauf in Pfaffenhofen teilgenommen. Ebenso trifft man sich auch im Schützenheim zu gemütlichen Abenden oder "Freundschaftschießen", wie mit den Fußballern des TSV oder dem Somloclub. Das Jedermannschießen, wobei Gruppen, Vereine, Firmen und Familien an die Holzheimer Schießstände gehen, wird nun shcon seit über 20 Jahren durchgefürht und lockt immer noch bis zu 300 Schützen an den Stand. Die Preisverteilung mit der Schlachtplatte und der zünftigen Musik der Schützenkapelle ist immer sehr gut besucht. Auch an den Jubiläumsumzügen der umliegenden Vereine wird natürlich gerne und in großer Mitgliederzahl teilgenommen. Weiterhin werden die vorhandenen Bande zu den befreundeten Vereinen beibehalten und verstärkt. So finden jährlich Freundschaftschießen mit den Schützenvereinen aus Bellenberg, Roth-Berg und Pfaffenhofen, sowie Dietenheim und Altheim statt. Letztlich wollen wir Holzheimer Schützen noch viele Jahre weiterhin in der guten Kameradschaft, den sporltichen Erfolgen und gemütlichen Beisammensein in unserm Schützen- und Musikerheim sowie bisher weitermachen.

 

Fortsetzung folgt............